Die Trommelbremse kann zwar nicht so zupacken wie eine Scheibenbremsanlage mit Sechskolbenbremszange, ist aber für das Hinterrad kleinerer Motorräder oder Chopper - und Touren- Motorräder durchaus ausreichend. Wenn die Trommelbremse am Hinterrad angeordnet ist, sind Standzeiten von 20.000 Km bis 30.000 Km keine Seltenheit, aber nur wenn sie auch mal etwas Pflege genießen kann Durch ihre gekapselte Form kann der Abrieb der Bremsbeläge nicht ohne weiteres ins Freie gelangen. Im Gegensatz zur Scheibenbremse kommt man den Bremsbelägen nur mit dem Ausbau des Hinterrades auf die Spur. Ist das Hinterrad erst einmal ausgebaut, sind die Bremsbeläge mit wenigen Handgriffen freigelegt. Wenn Sie auch nur den geringsten Zweifel an Ihren Fähigkeiten haben, lassen Sie die Hände davon. Bitten Sie z.B. um Hilfe eines Bekannten, der sich mit diesem Thema auskennt oder überlassen Sie diese Arbeit einer Fachwerkstatt. Bei manchen Trommelbremsen gibt es eine Inspektionsöffnung, die mit einem kleinen Gummistopfen verschlossen ist. Nachdem der Gummistopfen entfernt ist, läßt sich die Belagstärke durch die Öffnung erkennen. Die genaue Mindestbelagstärke (gemessen wird nur der aufgeklebte Belag an der dünnsten Stelle) kann in der Reparaturanleitung nachgelesen werden, als Faustwert gilt 2 mm. Die meist verbreiteste Kontrollanzeige ist ein auf dem Bremshebel an der Bremsträgerplatte befestigter Zeiger. Der Zeiger zeigt auf eine markierte Stelle, die auf der Bremsträgerplatte hervorgehoben ist. Zeigt der Zeiger bei betätigtem Bremspedal auf das Ende der Markierung, befinden sich die Beläge im verschlissenen Zustand und müssen erneuert werden. Eine vernünftige Aussage über den Zustand der Bremse läßt sich aber nur bei ausgebautem Hinterrad treffen. Erst dann kann wirklich der ganze Belag untersucht werden und evtl. verglaste, verölte (z.B. def. Radlager) oder gerissene Bremsbeläge aufgespürt werden. Bauartbedingt verschleißen die Bremsbeläge an einer Simplexbremse ein bisschen einseitig, das ist ganz normal. Wenn das Hinterrad ausgebaut ist, kann die Bremsträgerplatte aus der Trommel herausgezogen werden.
Bremsbackenwechsel Mit einem breiten Schraubendreher lassen sich die Beläge abhebeln. Halten Sie aber bitte eine Hand ( Handschuh anziehen) auf Beläge und Federn, das erspart Ihnen eine ausgedehnte Suche nach den Federn auf dem Garagenboden. Die Federn lassen sich jetzt mühelos aus den alten Bremsbelägen aushaken. Sind im Lieferumfang der neuen Beläge keine Federn enthalten, können nicht verrostete, gelängte ( Max. Länge ist dem Rep. Handbuch zu entnehmen) oder beschädigte Federn nach einer Reinigung wieder benutzt werden. Handschuh anziehen und Bremsbeläge abhebeln. Nun müssen Bremstrommel und Bremsträgerplatte anständig mit Bremsenreiniger (meine Best.Nr.: 0203421) gereinigt werden, denn wie bei allen Arbeiten an der Bremse ist penible Sauberkeit angesagt.
Nachdem nun alles sauber und fettfrei ist, wird die Leichtgängigkeit der Bremswelle getestet. Ist sie nur schwer zu drehen, muß die Welle ausgebaut, gereinigt und gefettet werden. Der Ausbau der Welle ist keine große Sache, in den meisten Fällen muß nur der Bremshebel abgebaut werden und die Welle läßt sich dann durchdrücken. Aber bevor der Hebel abgeschraubt wird, markieren Sie die Stellung des Hebels auf der Welle mittels Körnerschlag. Ist Welle und Lagerung gereinigt, wird die Welle leicht mit Kupferpaste (meine Best . Nr.: 020347) eingefettet wieder in die Bremsankerplatte eingesetzt. Nun den Hebel wieder an der markierten Stelle befestigen.
Die neuen Beläge werden an ihren Kontaktflächen zum Widerlager und Bremsnocken dünn mit Kupferpaste eingefettet. Um die neuen Beläge wieder auf der Bremsträgerplatte zu befestigen, werden erst die Federn eingehakt. Halten Sie nun die Beläge unter Zug wie ein V und setzen die Beläge an Bremsnocken und feststehendem Zapfen an. Jetzt die äußeren Kanten des V herunterdrücken und der Mechanismus schnappt wieder ein. Falls etwas Schmutz von Ihren Händen auf die Belagflächen gekommen ist, werden die Beläge kurz mit Schmirgel abgezogen. Eine letzte Kontrolle, ob Federn und Beläge richtig sitzen, schließt diesen Arbeitsschritt ab. Bevor die Bremsträgerplatte mit den neuen Belägen in die Trommel gesetzt wird, untersuchen wir die Bremstrommel. Leichte Rostansätze und glasige Flächen können mit Schmirgel abgezogen werden. Ist die Bremstrommel im Bereich der Bremsbeläge stark verschlissen und zerfurcht, bleibt Ihnen nur der Weg zur Fachwerkstatt. Hier kann fachgerecht entschieden werden, ob die Bremstrommel ausgedreht werden kann, oder ob der max. Durchmesser schon überschritten ist. Bei einer Speichenfelge kann die Radnabe erneuert werden. Sind Sie im Besitz eines Verbundrades, bleibt Ihnen nur der Kauf einer neuen Felge. Wenn nun das Hinterrad mit korrekter Kettenspannung und Bremsanker, Bremsstange wieder montiert ist, wird alles mit dem vorgeschriebenen Drehmoment nachgezogen. Evtl. vorhandene Splinte, wenn nicht Dauersplinte, müssen erneuert werden (Dauersplinte und Einmalsplinte im Werkzeugteil). Nun wird die Bremse eingestellt, als Faustwert für den Leerweg gilt ca. 20mm bis 30mm Spiel (im Handbuch nachlesen), bis die Bremse greift. Das Spiel muß unbedingt richtig eingestellt werden, sonst spricht die Bremse zu spät an oder sie kann sogar bei Erhitzung blockieren. Eingestellt wird dieses Spiel am Ende der Bremsstange mittels Einstellmutter. Nach erfolgter Einstellung drehen Sie das Hinterrad mit der Hand mehrmals durch und beachten, daß es frei dreht (Motorrad aufgebockt) und nichts schleift. Um Ihre Arbeit noch vollkommener zu machen, stellen Sie noch den Bremslichtschalter ein. Wenn die Kontermutter am Bremslichtschalter gelöst ist, läßt sich der Bremslichtschalter verdrehen. Das Bremslicht soll erleuchten, kurz bevor die Bremswirkung einsetzt. Die ersten 200 Kilometer, wenn es die Fahrsituation erlaubt, dürfen keine Gewaltbremsungen durchgeführt werden. Die neuen Bremsbeläge und die Bremstrommel müssen sich durch Einschleifen erst einmal aneinander "gewöhnen".
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