Nur zwei Dichtringe, aber doch so wichtig. Wenn Sie sich wundern, daß trotz frischer Wäsche und Politur nach wenigen Kilometern die Standrohre wieder ölig und verschmutzt sind, dann sind die Gabelsimmerringe verschlissen. Das nicht mehr polierte Standrohr ist dabei das kleinere Übel, denn die Dämpfung arbeitet nicht mehr richtig und das Schlimmste: das austretende Öl kann über die Bremsanlage fließen und macht sie funktionsunfähig. Wenn eine Erneuerung ansteht, sollten die Simmerringe immer auf beiden Seiten ersetzt werden.
1. Schritt Bevor der Vorderbau des Motorrades mit einem geeigneten Heber angehoben wird, sollten die Verschlußstopfen der Gabelrohre schon einmal gelöst werden. Dafür ist es notwendig, die Klemmungen der oberen Gabelbrücke zu lösen.
2. Schritt Ist das Motorrad sicher aufgebockt, werden Schutzblech, Reifen und Bremszangen demontiert. Es genügt, wenn die Bremszangen mit Draht zur Seite gebunden werden, das hydr. System muß nicht geöffnet werden. Sie dürfen ab jetzt den Bremshebel nicht mehr betätigen. Nachdem die Klemmungen der unteren Gabelbrücke auch gelöst sind, werden die Gabelrohre mit leichten Drehbewegungen nach unten herausgezogen. Mit leichten Drehbewegungen die Gabelholme herausziehen.
3. Schritt Die Verschlußschrauben werden mittels einer Knarre und passender Nuß unter leichtem Gegendruck abgeschraubt, denn die Stopfen stehen auch noch im ausgefederten Zustand der Gabelfedern unter leichtem Druck. Nun können evtl. vorhandene Distanzrohre, Federteller und Gabelfedern herausgenommen werden. Merken Sie sich unbedingt die Reihenfolge und Einbaulage der entfernten Bauteile. Es ist ratsam jedes Gabelbein einzeln zu zerlegen, um eine Verwechslung auszuschließen. In einer geeigneten Ölauffangwanne (z.B. meine Best.Nr. 02619) kann alles abtropfen. Wenn eine Ablaßschraube vorhanden ist, sollte sie auch noch entfernt werden. Mehrmaliges Ein- und Ausschieben des Standrohres beschleunigt das Ablaufen des Gabelöls.
4. Schritt Der etwas schwerere Arbeitsschritt ist, die Innensechskantschraube zu entfernen, die Tauchrohr und Dämpferstange sichert. Problematisch dabei ist, daß in manchen Fällen beim Lösungsversuch der Schraube die Dämpferstange mit dreht. Mit passender Nuß und zwei Verlängerungen, die von oben in das Standrohr eingeführt werden, kann die Dämpferstange am Mitdrehen gehindert werden. Steht das nötige Werkzeug nicht zur Verfügung, kann hier ein vorzeitiger Zusammenbau helfen. Mit ein bißchen Glück hindert die gespannte Gabelfeder das Dämpferrohr am Mitdrehen. Unter der Innensechskantschraube befindet sich ein Dichtring, der auf jeden Fall beim Komplettieren erneuert werden sollte.Beachten Sie unbedingt, daß mit den verchromten Standrohren wie mit rohen Eiern umgegangen werden muß. Die kleinste Scharte im Arbeitsbereich des Simmerrings genügt, um das Standrohr zu ruinieren, denn der Simmerring wird nach wenigen Kilometern wieder undicht sein. Wenn das Gabelbein im Schraubstock eingespannt wird, dann nur am Tauchrohr, wo die Bremszangen befestigt waren. Sind alle Versuche gescheitert, hilft nur die Werkstatt, die sicherlich gegen ein kleines Entgeld die Schrauben für Sie löst. Nachdem die Simmerringe von Ihnen erneuert sind, die Schrauben auch wieder mit dem nötigen Drehmoment befestigt.
5. Schritt Nun wird der Sprengring entfernt, der unter der Staubkappe den Simmerring sichert. Benutzen Sie einen kleinen Schraubendreher, um die Staubkappe vorsichtig nach oben zu schieben. Der nun sichtbar gewordene Sprengring wird entfernt, indem er von außen nach innen gedrückt wird und somit nach und nach aus seiner Nut springt. Staubkappe abhebeln und Sprengring entfernen.
6. Schritt Ist das Tauchrohr sicher eingespannt, wird mehrmals ruckartig am Standrohr gezogen und der Simmerring rutscht, getrieben von der Führunghülse, aus dem Tauchrohr. Der Simmerring kann nun nach oben abgezogen werden. Besitzen Sie eine Gabel ohne Führungshülse, wird der Simmerring beim Herausziehen des Standrohres nicht mit herauskommen. Der Simmerring kann dann hinterher leicht herausgehebelt werden. Soll die Gabel noch weiter zerlegt werden, z.B. zwecks Reinigung und Verschleißprüfung (min. Gabelfederlänge etc.) ist unbedingt ein Reparaturbuch zu Rate zu ziehen. Oft müssen bei einer kompletten Zerlegung div. O-Ringe und Gleitbuchsen erneuert werden. Wenn Sie Zweifel haben, fragen Sie unbedingt einen Fachmann, was zur korrekten Überholung notwendig ist
7. Schritt Bevor der neue Simmering montiert wird, muß er etwas eingefettet werden. Einmal an der äußeren Fläche, um das Hineinrutschen ins Tauchrohr zu erleichtern und dann die Dichtlippe, um sie bei der Montage nicht zu beschädigen. Um den Dichtring wieder einzusetzen, kann ein passendes Rohr oder ein Durchschlag benutzt werden. Als Unterlage für die ersten Schläge dient erst einmal der alte Dichtring. Es sind hier keine großen Kräfte nötig, um den Simmering einzutreiben. Benutzen Sie auf keinen Fall scharfkantige Gegenstände, weil der Dichtring schnell beschädigt wird. Ich empfehle, das Standrohr mit Isolierband vor abrutschenden Hammerschlägen zu schützen. Der Dichtring wird so weit eingetrieben, bis der Sprengring mit einem Schraubendreher in die Nut gedrückt werden kann.
8. Schritt Je nach Belieben werden die Gabelholme auf der Werkbank oder am Fahrzeug mit Gabelöl befüllt. Wir haben uns für die Auffüllung am Fahrzeug entschieden. Richtige Viskosität und exakt gleiche Mengen (im Reparatur - Buch nachlesen) sind das Wichtigste. Ein Meßbecher (z.B. meine Best.-Nr.:02013201) und evtl. ein Trichter (z.B. meine Best.-Nr. :020206) sorgen für ein sicheres Einfüllen. Schlägt die Gabel beim starken Bremsen durch, kann hier auch nicht das Befüllen mit einem Öl anderer Viskosität Abhilfe schaffen. Dafür sind die Gabelfedern verantwortlich, das Gabelöl ist für die Dämpfung zuständig. Die angeborenen Fahrwerksschwächen so mancher Motorräder lassen sich mit Gabelfedern von Wirth beheben. Die Federn sind progressiv gewickelt und ca. 30% härter als die Originalen. Bei luftunterstützten Gabeln kann auf Luft ganz oder teilweise verzichtet werden, das schont die Dichtringe. Nachdem alle Schrauben und Muttern mit den nötigen Drehmomenten (Reparatur-Buch nachlesen) nachgezogen wurden, geht es sicher mit einem ganz neuen Fahrgefühl auf die Straße.
100% gleiche Mengen Gabelöl in der richtigen Viskosität einfüllen.
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