F.N. Bj.1904

F.N. Bj.1903 



Fabrique Nationale d'Armee de Guerre S.A., Herstal, Belgien

Zu Beginn dieses Jahrhunderts existierten bereits viele renommierte Firmen, die sich mit der Motorradproduktion befaßten. Eine von ihnen war die Firma F.N. mit Sitz in Herstal bei Lüttich. Die Fabrik stellte seit 1889 Automobile her, seit 1903 auch Motorräder. Für das erste Modell verwendete man ein Fahrrad mit verstärktem Rahmen, an dem ein Einzylinder-Viertaktmotor mit 250cm3 Hubraum befestigt wurde. Das Motorrad erreichte eine Leistung von 1,5 kW (2 PS).
Im Jahre 1904 überraschte F.N. auf dem Pariser Autosalon mit einer Weltneuheit. Sie führte das erste serienmäßig hergestellte Motorrad mit Vierzylindermotor vor. Dieses Modell war eine Sensation. Aber nicht nur dank des hervorragenden luftgekühlten Reihen-Vierzylinders, sondern vor allem, weil das Motorrad ein durch eine Kardanwelle angetriebenes Hinterrad hatte. Der Motor mit 364 cm3 Hubraum war im unteren Teil des Rohrrahmens plaziert, der zu diesem Zweck vergabelt war. Die ausreichende Elastizität des Motors, die bei 1800 U/min erreichte Leistung von 3 kW (4 PS), ermöglichte den Konstrukteuren das Weglassen eines Getriebes. In den folgenden Jahren wurde der Hubraum des Motors auf 500cm3 vergrößert, was eine Leistungssteigerung auf 3,7 kW (5 PS) zur Folge hatte. Von 1907 an lieferte die Firma dieses Modell auf Wunsch auch mit einem Zweiganggetriebe, das nach einem englischen System in der Kardanwelle eingebaut war.
Das Modell F.N. war sehr fortschrittlich konzipiert und in mehreren Details bemerkenswert. Zur Zündung des Gemisches wurde eine Hochspannungsmagnetzündung von Bosch verwendet, die am vorderen Teil des Motorblocks angebracht war. Das Gemisch wurde in einem „echten" Vergaser zerstäubt, im Unterschied zu den gebräuchlichen Verdampfungsvergasern. In die Zylinder gelangte es durch ein selbsttätiges Einlaßventil. Der Rohrrahmen hatte bereits eine gefederte Vordergabel. Das Motorrad erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h.
Der Vierzylinder-Reihenmotor mit Übertragung der Antriebskraft durch eine Kardanwelle bewährte sich gut. Deshalb fanden sich bald mehrere Motorradhersteller, die das System übernahmen.


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